Tauss über seine ehemaligen Parteikollegen

Obwohl ich gewisse Bauchschmerzen habe, dass der Herr Tauss zu den Piraten gewechselt ist, zieht er das Ganze doch recht bemerkenswert durch.

Er setzt sich momentan sehr wirksam für die Ziele der Piratenpartei ein, da kann man wirklich nichts gegen sagen. Und wenn man auf Abgeordnetenwatch.de lesen kann, wie er mit seinen früheren Parteikollegen abrechnet, dann wird einem warm ums Herz:

“Kein (SPD-) MdB kaeme z.B. auf die Idee, zum Gespraech auf einen Bauernhof zu fahren, ohne sich vorher etwas ueber die Milchquote oder dergl. anzulesen oder wenigstens aufschreiben zu lassen. Unter "Internet" koennen sich aber eben viele immer noch weniger vorstellen als unter einer Kuh. Ein weiterer Teil hat sich daher auf die Aussagen von "Fachleuten" wie Martin Doermann verlassen, der in der Fraktion von einem "guten Kompromiss" und "Verhandlungserfolg" gegen die Union sprach. Dass sich Stasi 2.0 die Haende reibt weiss er nicht, will er nicht wissen, weil es ihm weder die Bundesnetzagentur noch sein Referent so aufgeschrieben haben und nur ueble Lobbyisten das Gegenteil behaupten. Er glaubt denen daher auch nicht, glaubt vielmehr den von ihm verbreiteten Unfug selbst und ist beleidigt, dass ihm die gleichfalls boese "Szene" wiederspricht und "sein" Werk nicht auch noch lobt. Er hat mich beim Parteitag sogar noch gebeten, zu helfen, die "Szene" mal richtig zu informieren.
Und ein anderer Teil hat sich, wie Peter Struck, davor gefuerchtet, ein negatives Medienecho zu bekommen (ueberlegt mal bei einer Ablehnung, was wohl die Zeitungen dazu sagen….). Dieser Teil der Partei, zu dem auch Muentefering gehoert, nimmt die "digitale" Welt noch allenfalls als eine wahr, in die man preiswert und ohne Portokosten "etwas hinschicken" kann. Bevorzugt nette Worte ueber sich selbst oder die Partei. Und Obama hat es ja schliesslich auch irgendwie und ganz schick gemacht, auch wenn man gar nicht weiss oder wissen will, was der eigentlich gemacht hat.”

7 Antworten

  1. Mit Herrn Tauss hätte ich auch Bauchschmerzen, es ist da noch einiges nicht geklärt. Bei seiner Abrechnung mit der SPD würde mir eher kalt ums Herz werden. Mir dünkt solches Benehmen eher als eine Charakterschwäche. Er wird mit den Piraten in der gleichen Art abrechnen, wenn die Chose nicht so läuft, wie er es möchte.

    Mit Blick auf das biblische Alter von Müntefering ist seine IT Ahnungslosigkeit verständlich. Verständlich ist es aber nicht, dass der Mann dann darüber mitredet.

  2. ein biblisches Alter muss nicht automatisch Unkenntnis in Internet-Themen zur Folge haben. Ich würde die Kritik eher hinsichtlich der Borniertheit, Ignoranz und dem billigen Populismus ausrichten. Das ist komplett Altersunabhängig.
    Problem: Mit Populismus kann man auch für sinnvolle Sachen werben. Wenn das passiert ist man ratzfatz weg von der Sachebene. Und rhetorisch sowie bzgl. der Medienreichweite sind die etablierten Parteien und ihre Politiker unschlagbar…

    Tauss könnte noch zu einem gewaltigen Eigentor werden, sollten sich auch nur Teile der Vorwürfe gegen ihn bestätigen bzw. seine Darstellung widerlegt werden können. Ich bin da skeptisch.

  3. Zitat:“ein biblisches Alter muss nicht automatisch Unkenntnis in Internet-Themen zur Folge haben.“

    Stimmt! Solche Ausnahmen mag es geben. Aus meinen Beobachtungen schließe ich, dass mit zunehmendem Alter bei den meisten Senioren immer weniger Interesse an technischen Neuerungen besteht. Erst recht bei jemanden, der voll mit seinem Machterhalt ausgelastet ist.

    Zu Tauss: Heute schwenk ich dieses Fähnchen, morgen zieh ich jenen Rock an. Da fehlt was, der Mann überzeugt nicht. M.E. sucht er nur den Zugang zum Futtertrog.

  4. @Bernd:
    Welcher Futtertrog?
    Der Mann steht auf keiner Wahlliste und wird Ende September kein Mandat mehr haben. Er könnte ebensogut ganz in Ruhe die Abgeordnetenbezüge bis zur Wahl einstreichen und sich auf seinen Ruhestand vorbereiten. Macht er aber nicht. Warum?

    Das ist momentan das Einzige, was ich ihm zugute halten kann. Er setzt sich voll für die Piraten ein, obwohl er das nicht müsste.
    Die Bauchschmerzen bleiben aber trotzdem.

  5. Der Futtertrog zu dem alle Parteien streben. Aus kleinen Parteien werden mit der Zeit große und damit steigen die Aussichten auf ein fettes Mahl. Mir ist bisher keine Partei bekannt die dann verzichtete. Macht versaut eben den Charakter. Bestes Beispiel sind die Grünen, die wollten zuerst mit dem Fahrrad ins Parlament, später mussten es dann schon Jets, Hubschrauber und Daimler sein.
    Schönen Sonntag noch,
    wünscht Bernd

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