Als ich Anfang 2008 angesprochen wurde, ob ich mir nicht vorstellen könnte, hier im Ortsteil im Ortsbeirat/als Ortsvorsteher mitzuarbeiten, wusste ich nicht, was auf mich zukommen sollte.
Verwundert war ich schon, dass man hier einen „Zugezogenen“ fragt, fühlte mich aber auch etwas geehrt. Und so stimmte ich zu und lies mich für die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung und zum Ortsbeirat als Einzelbewerber aufstellen.
Und ohne weitere Werbung kamen dann so viele Stimmen zusammen, dass ich in beide Gremien gewählt wurde. Ab da begann eine spürbare Umstellung meines Lebens. Hatte ich früher Zeit, um am Rechner neue Sachen auszuprobieren und Webseiten zu basteln, bin ich heute froh, wenn ich einen funktionierenden PC vor mir habe, an dem ich arbeiten kann.
Die Tage, an denen ich abends zu Hause bin, werden immer weniger. Wo ich früher die drei Termine im Kopf hatte, kann ich nun nicht mehr auf meinen Terminplaner verzichten. Man ist viel unterwegs und selten zu Hause.
Und warum so viel Streß? Andere Stadtverordnete leben doch auch viel ruhiger…
Wenn ich einen Job übernehme, dann versuche ich, den bestmöglich zu machen. Dazu gehört halt, dass man auch an den diversen Sitzungen teilnimmt, die die Ämter mit sich bringen. Man muss etwas netzwerken, über den Tellerrand schauen. Das bringt weitere Termine mit sich. Momentan verschlingen die Piraten auch viel Zeit.
Apropos Piratenpartei.
Heute bin ich genau 3 Jahre Mitglied mit Höhen und Tiefen. Mal abgesehen davon, dass man damals vielen Leuten diese unbekannte Splitterpartei und den Eintritt in dieselbe erklären musste, war auch Parteimitglied für mich eine neue Erfahrung. Oder besser gesagt, diese Zeit bracht viele Erfahrungen mit sich. Schöne Momente und auch solche, die mich über einen Austritt nachdenken ließen. Aber mittlerweile bin ich hier abgeklärter und kann auch mit „Parteifreunden“ umgehen.
Und hier läuft es momentan so gut, dass ich auch gern bereit bin, hier viel Zeit zu investieren, damit die Piraten mit ihren Ideen weiter vorankommen.
Und was war in den letzten drei Jahren so los bei meinen kommunalpolitischen Aktivitäten?
Anfangs musste ich noch lernen. Da war das ganz gut, dass wir uns zu einer offenen Fraktion zusammengeschlossen hatten. Auch wenn wir verschiedenen Parteien und Gruppierungen angehörten, war die Hilfe untereinander schon groß. Das hat mir gut geholfen.
Wenn ich nun aber aufzählen wollte, was ich persönlich so erreicht habe, dann ist das nicht viel. Ich musste mich schnell daran gewöhnen, dass man mit seinen Ideen gegen Wände anrennt, oder sie endlos dauern, bis sie umgesetzt werden.
Ein gutes Beispiel ist hier der Jugendclub in Hohenstein. Bis jetzt konnte ich noch nicht das erreichen, was ich mir vorgenommen hatte. Eine Odyssey… Hat man auf der einen Seite Gelder besorgt, wird das Projekt aus baufachlicher Sicht torpediert und und und. Da könnte ich langsam ein Buch zu schreiben.
Ein anderes Projekt, Breitbandanbindung für Hohenstein, nähert sich bald dem Ende. Doch schon, wenn man bedenkt, dass ich das Mitte 2009 in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht habe. Es ist einfach schwierig, unkompliziert und rasch etwas umzusetzen, wenn man immer von anderen abhängig ist. Meistens sind diese höheren Mächte, die Verwaltung, Landespolitik und deren Ämter. Wenn ein Projekt scheitert, weil ich keine Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung erreichen konnte, dann habe ich wahrscheinlich nicht genug dafür getrommelt oder es war halt schlecht. Aber es ist frustrierend, wenn man von den anderen ausgebremst wird…
Bleibt die Hoffnung, dass ich hier bis zum Ende der Legislaturperiode noch was schaffe. Ein paar Projekte sind ja noch offen, bzw. Langzeitprojekte, wie der Radweg nach Hohenstein. Und anderen Ideen möchte ich gemeinsam mit den Einwohnern noch angehen. Aber dazu in einem anderen Artikel mehr.