Ist die Piratenpartei am Ende?

Der Spiegel, des ehemalige Nachrichtenmagazin, versucht sich gerade mal wieder an einem Artikel über die Piratenpartei. Darin wird sie praktisch schon begraben…
Das sehe ich nicht so.

Sicher kriselt es seit einiger Zeit bei den Piraten.
Das war aber vorhersehbar.
Erstens hat der enorme Mitgliederzuwachs auch so den einen oder anderen Spinner mit hereingespült. Also solche, die bereits in anderen Parteien wegen ihrer obskuren Ideen belächelt wurden. Und je nachdem, wie die agieren, können die allein schon für eine „interessante Stimmungslage“ innerhalb der Partei sorgen. Aber das wird sich mit der Zeit legen und die Spreu wird sich vom Weizen trennen. Da bin ich mir ganz sicher.
Problematisch daran ist nur, wenn fähige Mitglieder irgendwann so genervt sind, dass sie aufgeben.

2009 wurde die Piratenpartei zu einem Hort von vielen Menschen, die sich selbst einen Ruck gegeben haben, um durch Mitarbeit in einer Partei politische Veränderungen voranzubringen. Viele von denen waren neu „im Geschäft“ und hätten besser mit ins Boot geholt werden müssen. Statt dessen mussten viele sich dann diverse Grabenkämpfe innerhalb der Partei mit ansehen und zogen verschreckt von dannen.
Nur, wenn man sich umsieht, dann ist das auch im übrigen Leben meist auch so, dass, wo Menschen zusammenkommen, es dann auch zu Meinungsverschiedenheiten und Machtkämpfen kommt. Das ist im Beruf, im Verein, in der Schule und woanders auch so.
Schön ist es nicht, aber auch die Piraten sind davor nicht gefeit. Es ist nur die Frage, wie man damit umgeht.
So ist es im Landesverband Brandenburg so, dass der alte Landesvorstand rausgekegelt wurde und die „jungen Wilden“ das Ruder übernommen haben. War menschlich nicht schön, aber taktisch geschickt gemacht. Der alte Vorstand hatte einfach auch nur zu lange untätig zugesehen, wie ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.
Nun gibt es einen neuen Vorstand, der das Geschäft erst einmal übernehmen muss und eine gewisse Schonfrist genießt. Die hatte er. Und wenn man sich die Aktivitäten so ansieht, dann kommt die Ernüchterung. Lange Sitzungen abhalten, auf möglichst jedem Treffen anwesend sein und so Aktivität vortäuschen, ist zu wenig.
Auch wenn wir basisdemokratisch organisiert sind, braucht die Basis Impulse „von oben“. Treffen mit immer denselben Personen sind keine solchen Impulse in der politischen Arbeit. Aber ich schweife ab…

Uns fehlen halt ein paar schillernde Führungsfiguren, die die Basis und auch Außenstehende mitreißen können.
Und dann ist da noch das Programm der Partei. Kernthemen oder breites Vollprogramm?
Das ist eine gute Frage. Ich tendiere ja auch eher zu dern „Kernis“. Wegen der schleichenden Aushöhlung der Bürgerrechte durch die herrschenden Parteien bin ich vor knapp zwei Jahren in die Piratenpartei eingetreten.
Diese Kernthemen sollten immer unser wichtigstes Ziel bleiben. Gerade hier haben wir Kompetenz bewiesen und sollten diese ausbauen.
Andererseits kann ich auch die Befürworter eines Vollprogramms verstehen. Um mehr Menschen zu erreichen, müssen wir uns auch anderen Themen zuwenden. Aber das braucht seine Zeit. Um einfach zu jedem Thema ein Statement abgeben zu können, fehlt es uns auch an Fachkräften. Da wo andere Parteien bezahlte Fachkräfte auf Themen ansetzen kann, müssen wir uns das ehrenamtlich mühsam erarbeiten. Deshalb müssen und können wir auch nicht alle politische Themen beackern.
Das ist der falsche Weg, das jetzt auf die Schnelle verwirlichen zu wollen.
Genauso wie es in meinen Augen falsch ist, sich an jede Bürgerinitiative „ranzuhängen“ und auf möglichst vielen Demos in Erscheinung zu treten.
Wenn ich z.B. (obwohl ich das Ansinnen verstehe) mich mit großem Aufwand bei den Anti-CCS-Demos engagiere, dann bleibt wenig Zeit und Kraft, eigene Aktionen auf die Beine zu stellen und das eigene Profil somit zu schärfen.

Wenn der Spiegel schreibt, dass die Piraten tot seien, dann sollen sie das tun. Ich sehe das trotz der momentanen Problemchen nicht so. Hier unten rappelt sich gerade wieder die Basis auf und formiert sich neu. Genug zu tun gibt es ja. Wenn uns die Regierung weiter die Spielbälle so zuwirft, dann rechne ich eher mit einem weiteren Erstarken der Piratenpartei.

4 Responses

  1. Ahoi,
    ich teile deine Meinung aus den Bericht voll und ganz. Wir haben aber durch den zuwachs nicht nur die Wilden bekommen, sondern auch Fachleute auf einigen Gebieten. Dieses Wissen sollten wir nutzen. Dann wächst das Programm von alleine, ohne das wir Externe Fachkräfte dafür bezahlen müssen. So ist es zumindest bei uns.

    Bis dann
    LG von J.Hey

  2. Piratenpartei am Ende? Ja, auch in Brandenburg! Meinen Kindern gegenüber wollte ich mal stolz sagen können, ja die Zeit war wild, ich war Pirat, habe auf der Strasse gekämpft – gegen die Vorratsdatenspeicherung, dass Orwells 1984 niemals war wird, habe mit dem Finger auf die Forderer und Verursacher gezeigt… Kinder es war eine tolle Zeit. Es lohnt sich, sich einzumischen und zu kämpfen…was kann ich sagen? Piraten vertäuen LK Barnim, Piraten entsetzt über Gewalt in Stuttgart? Hä? §108e/ §173 Hä? Was ist Trumpf? Dein Kampf, Jens, in Strausberg ist härter echt…

  3. Ja du hast schon Recht. Genauso hab ich auch gedacht und die Piraten verteidigt, bekannt gemacht und mich engagiert.
    Und nun?
    Ich muss zugeben, dass mir immer mehr die Motivation fehlt. Mit dem erweiterten Programm könnte ich noch leben, aber mit dem, was hier im Landesverband so abgeht, wird es immer schwerer.

    Wir haben wirklich damals gemeinsam gekämpft und etwas bewegt. Das ist mit der jetzigen Führungsriege vorbei.
    Wir hätten zwischendurch mal aufräumen sollen, so wie ich das schon vor Monaten gesagt habe…

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