Der Beitrag der MOZ gestern hat mit Sicherheit nicht dazu beigetragen, die Diskussion zur Fußgängerzone in Strausberg bei abendlichen Sitzung des Bauausschusses zu versachlichen.

Wir haben über die Vorlage der SPD, eine solche Zone in der Altstadt einzuführen, wirklich lange diskutiert.

Dabei wurde es dann auch schon mal lauter und emotionsgeladen, so dass ich auch kurz mal einschreiten musste. Neben Vorwürfen von der linken Seite, dass die SPD aus dem Bauch heraus entscheiden würde und das fachlich gar nicht untersetzt ist, waren auf der anderen Seite Statements zu hören, dass man das Thema Fußgängerzone zum Wahlkampfthema machen wird.

Die Linken kamen dann mit dem Vorschlag, die Poller einfach wieder hochzumachen und dem Stadtbus die Fernbedienung dafür zu geben, damit der Bus durchkommt. Falls es jemand vergessen hat: die Linken haben damals mit der SPD die Öffnung der Großen Straße erwirkt, samt Einbau des 30.000€? teuren Pollers. Auch nicht fachlich untersetzt, sondern aus dem Bauch heraus.
Und warum, die SPD immer so betonte, dass die Mehrheit der Bürger die Fußgängerzone haben will, erschließt sich mir auch nicht. Bei 26.000 Einwohnern sind 5.000 Dafürstimmen grundsätzlich keine Mehrheit. Wobei ich zugeben muss, dass das schon eine beachtliche Anzahl ist, wenn man bedenkt, dass sich immer weniger Bürger beteiligen.

Aber diese Lagerbildung tut der Sache gar nicht gut.
Anstatt zu überlegen, WIE man es am besten hinbekommt, eine Fußgängerzone oder Vergleichbares zu realisieren, haben wir nun zwei Lager, die sich gegenseitig Wörter an den Kopf schmeißen, aber in der Sache nicht vorankommen.

Ich bin ja für eine Einführung der Fußgängerzone, da ich denke, dass ein Teil der Altstadt attraktiver wird. Da aber in der Beschlussvorlage der SPD etwas gefordert wird, was durch das Straßenverkehrsamt nicht genehmigt werden wird, konnte ich gestern nicht zustimmen.

Was fehlt, ist eine aktive Arbeitsgruppe mit Bürgern aus der Altstadt und außerhalb derselben, Gewerbeverein, Verwaltung usw. die sachlich, konstruktiv und zügig an einer Lösung arbeitet. Dabei sollte von vornherein eine Verweigerungshaltung vermieden werden, sondern Fragen/Problem beantwortet bzw. gelöst werden. Das könnten z.B. solche sein:

  • Welche Einzelhändler passen vom Sortiment her nicht in eine Fußgängerzone, wie kann hier Abhilfe geschaffen werden?
  • Wie kann die Straße so attraktiv gestaltet werden, dass trotz Fußweg die Leute gerne in die Altstadt kommen?
  • Wie gestaltet man das Parken in der Umgebung?
  • Wie löst man das Anwohnerparken, die Zufahrt derselben zu ihren Wohnungen?
  • Wie kann man den Lieferverkehr bestmöglich mit der Fußgängerzone in Einklang bringen?

Und, und, und…
Mit den richtigen Leuten am Tisch, kann man hier etwas erreichen und die Politik müsste sich im Gegenzug verpflichten, die Ergebnisse der Arbeitsgruppe anzuerkennen und umzusetzen. Bei Fachfragen sollte die Verwaltung aushelfen bzw. entsprechende Gutachten bezahlen, soweit diese nötig sind.

Ein Zeitplan muss für die Beratungen der AG aufgestellt werden und genauso, in welchen zeitlichen Schritten die Fußgängerzone eingerichtet werden soll.

Wenn wir das so schaffen, dann könnte es vielleicht was werden mit dieser Fußgängerzone. Wenn nicht, dann sollten wir endlich dieses 20-jährige Dauerthema von der Tagesordnung streichen und entsprechende alte Beschlüsse aufheben. Denn mittlerweile nervt dieses Thema nicht nur die politischen Akteure, sondern auch viele Strausberger…