Wider der Vernunft oder die Öffnung der Großen Straße

Gestern war ja wieder Stadtverordnetenversammlung.

Von der Offenen Fraktion werde der Antrag gestellt, die Vorlage zur Öffnung der Großen Straße von der Tagesordnung zu streichen und ihn an die Ausschüsse zurückzuweisen.

Das konnte nicht klappen, das wussten wir vorher. Aber wenn man es nicht wenigstens versucht…

Bei der Übermacht, die Rot-Rot hier in Strausberg hat, ist es immer schwierig an die Vernunft zu appellieren. Wenn die Genossen sich etwas in den Kopf gesetzt haben, dann kann man es ihnen nur schwer wieder ausreden. Wenn Sie Kinder haben, dann kennen Sie sicherlich die Problematik.

Aber blicken wir zurück.

Vor einiger Zeit brachte die Kooperation(für Unkundige: die SPD hat hier in Strausberg mit der PDS den Linken eine Kooperation geschlossen, um sich komfortable Mehrheiten zu sichern) eine Vorlage ein, die an sich schon ein Lacher war.

Tenor der Vorlage war, dass der Bürgermeister beauftragt wurde, eine Vorlage zu erstellen, die die Ein- und Ausfahrt am Südende der Altstadt regeln sollte.

Die Vorlage hätte man auch gleich so formulieren können, dass der Bürgermeister beauftragt wird, eine solche Öffnung der Großen Straße zu realisieren.

Aber dazu fehlte der Kooperation anscheinend der Mut. Rechtzeitig vor der Wahl so ein Vorstoß macht sich doch gut, besonders dann, wenn man bei einem Fehlschlag die Schuld der Verwaltung in die Schuhe schieben kann.

Und dann kam von der Verwaltung die Retourkutsche.

Eine recht schwammig formulierte Vorlage muss dann natürlich aus allen möglichen Blickwinkeln betrachtet werden und so ergab sich dann die ausgearbeitete Vorlage seitens der Verwaltung mit vielen Punkten zur Auswahl und Betrachtungen dazu.

Die sollte nun in den Ausschüssen behandelt werden. Und das passte den Genossen auch wieder nicht. Die Vorlage wurde mit der Mehrheit der Kooperation auf ein paar Punkte zusammengekürzt und dann in den Ausschüssen beschlossen. Auch wenn sich das Straßenverkehrsamt und die Polizei nicht begeistert zeigten, aufgrund der zu erwartenden Probleme an dieser Kreuzung.

Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass den Genossen jetzt das Ding aus dem Ruder lief und man versuchte, das einfach so durchzuziehen, um nicht noch blöder dazustehen. Mit etwas Rückgrat hätten wir vielleicht gemeinsam die Kuh vom Eis bekommen, aber den Gesichtsverlust wollte anscheinend die Kooperation nicht riskieren.

Dann macht man eben trotzig weiter.

Trotzig deshalb, weil man nun Verbündete suchte, die das Projekt befürworteten. Und die man im Gewerbeverein Strausberger Altstadt fand. An dieser Stelle sei bemerkt, dass ich es äußernd erschreckend finde, wie dieser kleine Verein mit seinen nur wenigen Mitgliedern immer wieder massiv Stimmung zu bestimmten Themen macht, die eigentlich alle Strausberger betreffen. Lobbyismus pur…

Aber auch die Begründungen, die im Laufe der Zeit so abgegeben wurden, waren schon nicht schlecht. Ich erinnere mich nur zu gern daran, wie man uns weismachen wollte, dass nur höherer Verkehr am Ende zu einer Fußgängerzone führen wird(SPD). Genauso die Aussage, die gestern getätigt wurde: “Wie lange wollen wir denn noch warten? Das dauert nun schon Jahre…!”

Ja und hat es irgendjemandem geschadet? Ich denke nicht.

Den Geschäftsleuten scheint es bislang gut zu gehen, da sie ja schon in Sachen Öffnungszeiten den Wettbewerb mit dem Handelscentrum scheuen. Oder nicht nötig haben. Wird da ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in der Altstadt die Käufer anlocken oder kundenfreundlichere Öffnungszeiten?

Wenn der Altstadtverein die Energie in ein gemeinsames Handeln aller Gewerbetreibende in der Stadt, als in die Beeinflussung der Stadtverordneten/-verwaltung, gesteckt hätte, wäre sicher mehr bei rausgekommen.

Man hätte einen Kompromiss finden können. Da bin ich mir sicher. So gab es das Ansinnen, alles noch einmal konkret in den Ausschüssen zu bereden. Wir hätten sicher einer Testöffnung zugestimmt, um im Realbetrieb die Schwächen dieser Südöffnung herauszufinden und zu beseitigen, bevor viel Geld für Umbauarbeiten ausgegeben wird.

Aber wenn man die Mehrheit und damit die Macht besitzt, braucht man nicht mehr das Gespräch zu suchen. Man macht einfach. Und man greift ungeniert ins Stadtsäckl, um mal eben 31.400 Euro für zwei versenkbare Poller auszugeben.

Wir haben’s ja und wenn sich am Ende herausstellt, dass die Öffnung doch nicht so das Gelbe vom Ei war, ist eben die Verwaltung schuld. War ihre Vorlage.

Und ich befürchte ganz stark, dass die 31.400 Euro nur der erste Happen war. Das Experiment Öffnung Südende der Großen Straße wird noch weit aus teurer, als man jetzt ahnt.

6 Responses

  1. Ich glaube nicht, dass ich häufiger in der Großen Straße einkaufen werden, nur weil die Durchfahrt offen ist. Aber vielleicht irren wir uns ja alle 😉

  2. Sehe ich genauso.
    Viele werden die Möglichkeit nur nutzen, um ihren Fahrweg durch die Stadt abzukürzen. Aber das will ja keiner wahrhaben.

    Und dann fallen ja noch Parkplätze vor der Sparkasse und in der Stadt(Bushaltestelle) weg, was ja auch nicht unbedingt das Einkaufen fördert.
    Aber lassen wir uns von dem Experiment überraschen. Kostet ja nur Geld…

  3. Ich werde dann häufiger durch die Große Straße fahren, da es kürzer ist.
    Einkaufen gehe ich ins Handelszentrum, da kann man in Ruhe zu Fuß laufen.
    Die 31000 Euro für die Poller sind sicher sinnvoller beim Bau des Radweges entlang der August-Bebel-Straße einzusetzen.

  4. Nun ist sie offen.
    Geordnet kann man den Verkehr in der Großen Straße nicht nennen.
    Jeder parkt sein Fahrzeug so wie er es für richtig halt.
    Bei Bäcker Hennig kann man auf der Straße „frischen“ Kaffee genießen.
    Wie heute in der MOZ zu lesen war will sich der Gewerbeverein auch um Lösungen für Radfahrer und das Parken kümmern. Die Parkregelung wird sicherlich primär sein (Kurzzeitparken).
    Ich hoffe die Gewerbetreibenden im Handelszentrum ziehen bald nach.
    Ich möchte mit dem Auto bis zum Medi Max oder bis NORMA vorfahren. Billiger wird es auf jeden Fall, da statt der Poller die Türen des Handelszentrum verschlossen werden können.
    Bis Ostern müße das zu schaffen sein.

  5. Na dann heute noch der Flyer „Die Linke“ im Briefkasten.
    den hätten sie sich sparen können.
    Wer bezahlt den denn ??? Das hätte doch vom Busbetreiber kommen müssen.Aber das hat ja Herr Kunath für seine Wahlpropaganda genutzt.
    Da hat Badusan recht mit dem geordneten Verkehr in der Großen Straße.Bin gestern mal durch gefahren.
    Aber das klärt ja der Gewerbeverein!!!

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