Einwohnerversammlung zur Einführung der Fußgängerzone – und nun wie weiter?

Ein wenig muss ich ja die Bürgermeisterin und Herrn Machleidt von der Stadtverwaltung in Schutz nehmen.
Jedenfalls bei dem heutigen Versuch, den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung dem Bürger näher zu bringen. Denn heute offenbarte sich, wie so ein Schnellschuss zum Rohrkrepierer werden kann.

Der Beschluss:

Die Stadtverwaltung wird beauftragt, die verkehrsrechtliche Anordnung
für das Einrichten einer Fußgängerzone (Zeichen 242 StVO)
in einem Teilabschnitt der Großen Straße – von der Grünstraße bis zur
Müncheberger Straße – bei der Straßenverkehrsbehörde zu beantragen
und alle notwendigen Schritte für die Einführung bis spätestens März
2014 vorzubereiten.

ist einfach mal Mist. Denn er ist nicht zu Ende gedacht und wird nur Arbeitskraft der Verwaltung binden, die dringendere Aufgaben erledigen könnte.
Den ersten Teil kann ja die Verwaltung noch problemlos erledigen. Scheitern wird sie aber an dem zweiten Teil. Denn wenn schon die Entwurfsverfasserin(SPD) nicht in der Lage ist, abzuschätzen, was alles denn notwendig ist, um eine Fußgängerzone zu schaffen, dann traue ich der Verwaltung auch nicht zu, so kreativ zu sein, um die bereits rutschende Kuh vom Eis zu bekommen.

Man kann nicht einfach hergehen und dem Bürger eine solche Idee überhelfen. Das war heute Abend auf der Einwohnerversammlung deutlich spürbar. Und wenn dann dort vorn Leute stehen, die außer dieser fixen Idee von der Fußgängerzone nicht mehr anbieten können, als Sondergenehmigungen für Leute, die in diesem Bereich auf den Höfen ihre Parkplätze haben, dann kann man das auch nicht als Informationsveranstaltung bezeichnen.

So konnten keine Antworten zu Existenzängsten der Gewerbetreibenden, zu Gestaltung der Straße an sich, dem Verkehr drumherum und wo denn die Besucher parken sollen, so richtig beantwortet werden. Es wurde viel geredet. Gerade auch von der Bürgermeisterin, die ja gern mal erzählt, was ich ihr auch nicht übelnehme. Das kommt ja auch in der Regel gut an, wenn man mit den Leuten auch mal schwatzen kann. Aber heute wäre an mancher Stelle etwas mehr Zurückhaltung angebrachter gewesen. Wenn man nichts Konkretes beisteuern kann, dann sagt man lieber nichts. Aber ich hab gut reden, ich stand ja nicht da vorn, sondern habe versteckt im Zuschauerbereich gesessen.

Jedenfalls war an den Reaktionen Einzelner zu spüren, dass die Veranstaltung nicht wirklich neue Erkenntnisse hervorbrachte. Vermisst habe ich eine „Feuer-und-Flamme“-Ansprache der SPD-Vertreter. Als Frau Kneppenberg direkt angesprochen wurde, war ihr Statement auch eher so lala. Fast hätte sie sich noch für die Variante Einbahnstraße statt Fußgängerzone erwärmen können, so klang es jedenfalls in meinen Ohren. Wenn ich so eine Vorlage einbringe, muss ich doch dafür kämpfen und versuchen, Mehrheiten zu gewinnen, mit Argumenten zu überzeugen, aber da kam nichts dergleichen.

Was ich aus der Veranstaltung als Stadtverordneter mitgenommen habe:

Es gibt anscheinend eine unbekannte Menge an Menschen, die so eine Fußgängerzone gut finden würden. Ob sie denn da auch einkaufen  und welche Geschäfte sie besuchen würden, wurde nicht in der Umfrage der SPD nicht gefragt.

Die Idee mit der Einbahnstraße ist verlockend, aber ich muss jetzt erst einmal nachsehen, warum diese Regelung damals aufgehoben wurde.

Der Beschluss kann von der Verwaltung gar nicht umgesetzt werden, um in der kurzen Zeit wirklich alle Voraussetzungen für eine funktionierende Fußgängerzone zu schaffen.

Und da das heute teilweise den Leuten so verkauft wurde, als ob die Fußgängerzone schon beschlossen ist:
Dem ist nicht so. Die Stadtverordneten müssen noch beschließen, dass die Straße teileingezogen(also für bestimmte Verkehre gesperrt) wird. Da sollten die betroffenen Einwohner an ihre gewählten Vertreter herantreten und ihnen ins Gewissen reden.

Und bei mir braucht keiner kommen: Ich werde gegen eine solche Schnellschuss-Fußgängerzone sein.
Weil:

– es fehlt ein Magnetgeschäft, dass erst einmal Kunden anzieht(Altstadtcenter)
– wenig ausreichende Parkmöglichkeiten in der unmittelbaren Nähe
– zu wenig Touristen
– bessere Einkaufsmöglichkeiten im Handelscentrum
– wir hier von Wriezen mit seinem Leerstand in der Fußgängerzone lernen und nicht denselben Fehler noch mal machen sollten

2 Responses

  1. Gotseidank besteht Strausberg nicht nur aus der Fußgängerzone. Wieviel Prozent der Einwohner Strausbergs wohnen dort, wieviel Prozent sind unmittelbar und direkt betroffen? Machen wir die Altstadt zu einer ruhigen Wohngegend. Alles andere, wie Flaniern, Läden, Gewerbe, Besucher usw. wird sich dann schon einpegeln.
    Ob die Anwohner dann wohl glücklicher sind? Bestimmt ist es die
    SPD mit Frau Kneppenberg an der Spitze. Aber sie wohnt ja auch nicht dort. Wieviel Stadtverordnete, die diese Fußgängerzone beschließen, wohnen eigentlich dort?
    Ich komme doch noch mal auf meinen Vorschlag auf dieser Seite
    zurück: Altstadt abreissen und(mit dem SPD-Vermögen) verkehrsgerecht neu bauen.

  2. Genau das mit dem „einpegeln“ möchte ich nicht mitverantworten. Ursprünglich war ich ja auch mal für die Idee mit der Fußgängerzone, ist ja alles hier noch nachzulesen.

    Aber durch Gespräche und eigene Recherchen hab ich dann doch nach und nach einige Probleme erkannt, die man nicht so leicht vom Tisch wischen kann.

    Es geht auch nicht darum, ob nur ein geringer Prozentsatz der Einwohner betroffen ist. Wenn wir jetzt eine Fußgängerzone einführen, ohne dabei die Rahmenbedingungen zu schaffen, ist die Altstadt endgültig tot.
    Und das kann nicht im Sinne der Stadt sein.

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